„Darf man beim Küssen an was anderes denken?“ oder „Über nicht korrekte Witze lachen?“. Dürfen darf man alles- man muss es nur können, wusste 1928 schon Kurt Tucholsky. Die Prinzen beweisen nun schon seit gut drei Jahrzehnten, dass sie sich virtuos auf die hohe Kunst verstehen Pop mit Können, Leichtigkeit und lässigem Humor auszubalancieren. Als Beweis dafür dienen ihre elf veröffentlichten Alben und sechs Millionen verkaufte Tonträger, die das Septett aus Leipzig nebenbei in die Champions League des Deutschen Pop beförderten. Die Hits der Prinzen, so wie „Millionär“, „Mann im Mond“, „Küssen verboten“, „Du musst ein Schwein sein“, „Alles nur geklaut“ oder „Deutschland“, waren so erfolgreich, dass sie längst in die DNA der deutschsprachigen Popkultur übergegangen sind. Es passt, dass 82 Prozent der Deutschen Die Prinzen kennen. Fans der ersten Stunde pfeifen ihre Klassiker noch immer mit und Kinder haben daran in den Kitas ihre Freude.
Spielerisch und lässig verzahnen die sieben Popblaublüter Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner, Henri Schmidt, Mathias Dietrich und Alexander „Ali“ Zieme Popmusik mit Witz und sogar Haltung. Kein Wunder, dass Die Prinzen für ihr Werk mit zahlreichen Preisen („Echo“ (2X!), „Goldene Stimmgabel/Goldene Europa“, „Deutscher Musikpreis“, „Europäischer Kulturpreis Pro Europa“ und dem „Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises“) ausgezeichnet worden sind.
Seit dreißig Jahren ist die Band nun schon aktiv und im April läutet sie mit einem neuen Album das nächste Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte ein, vorab erscheint die Single „Dürfen darf man alles“. Ein weiterer Prinzen-Turbo-Ohrwurm, der in naher Zukunft nonstop aus Autoradios und Straßencafés surren wird. Womit wir dann wieder beim Humor wären. Denn neben der, wie immer eingängigen Melodie und einem erfrischend zeitgemäßen Sound – für den die Udo-Lindenberg-Produzenten JEM Seifert und Henrik Menzel verantwortlich zeichnen – loten die Die Prinzen auf „Dürfen darf man alles“ vergnügt aus, wo der Spaß beginnt und wo er aufhört. Womit wir dann wieder bei Haltung wären, und in diesen hypersensiblen Zeiten ist sprachliche Präzision so wichtig wie schon lange nicht mehr. Und überhaupt: „Darf man Fleisch, Thunfisch, Robben und Delfine essen? Darf man das?“ oder oder „Schneller reden als es der Verstand erlaubt?“ Und ist es lustig, das in einem Popsong zu verhandeln? Und sich dabei auch noch selber zu zitieren – „Keiner muss ein Schwein sein!“? Ja, ist es. Und obendrein ist es eben auch vernünftig immer mal wieder verrückte aber letztlich essentielle Fragen zu stellen.