Start Mediathek StarTreff – Michael Holm · Interview

StarTreff – Michael Holm · Interview



Seit weit über 60 Jahren eine feste Größe im Rampenlicht, hat Michael Holm, der erst im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Musikautorenpreis (in der Kategorie „Schlager Text“) ausgezeichnet wurde, diesen Sommer einen ganz besonderen Grund zum Feiern: Seinen 80. Geburtstag am 29. Juli zelebriert der in Weilheim lebende Musiker mit einem aufwendig produzierten Best-of-Meilenstein, wenn er gut ein Dutzend seiner allergrößten Hits neu interpretiert und viele diese zeitlosen Klassiker erstmals gemeinsam mit ausgewählten Hochkaräter-Kolleginnen und -Kollegen im Duett präsentiert.

Schon vor einem halben Jahrhundert Stammgast in der ZDF-Hitparade, überführt Michael Holm seine größten Hits, von „Mendocino“ bis „Tränen lügen nicht“, von „(Musst du jetzt gerade gehen) Lucille“ bis „Barfuß im Regen“, nun ins Jahr 2023 – mit dem brandneuen Duett-Album „HOLM 80“. Angekündigt von der Auftaktsingle „Allein mit Dir (Version 2023)“, die er ohne Duettgast eingesungen hat, begrüßt der 1943 geborene Musiker im Verlauf von 13 Neuinterpretationen gleich sieben Albumgäste: mit dabei sind Mickie Krause, Ramon Roselly, Michelle, Andreas Gabalier, Alexandra Rotan (KEiiNO), Andrea Griminelli und Otto Waalkes!

War schon die Neuaufnahme von „Allein mit Dir“ (im Original vom Album „Poet der Straße“) sehr viel temporeicher und vor allem 100 Prozent zeitgenössisch arrangiert, gilt das auch für die vielen anderen Highlights des Jubiläumsalbums. Das ruhige Gitarrenarrangement des Originals tauschen Michael Holm und sein Producer-Team (Mathias Roska & Rüdiger Schramm) nicht nur in diesem Fall gegen elektrisierende Sounds ein, während seine Stimme immer noch so frisch und jung klingt, dass man meinen könnte, 80 sei das neue 35 …

Sonst eher barfuß in der Mittelmeersonne anzutreffen, war Albumgast Mickie Krause („ein echt strammer Sänger“, findet Holm) genau genommen noch gar nicht geboren, als „Barfuss im Regen“ Anfang 1970 die deutschen Hitparaden überrollte – doch der Altersunterschied wird zum Teil sogar noch größer als bei diesem hochsommerlich-explosiven Aufruf zum „Tanzen und Tanzen und Tanzen“: Ramon Roselly („Einer, der gerne singt und es kann!“, so Holm) kommt mit über die „Straße nach San Fernando“ in Richtung „Mendocino“ – und überführt damit auch jene Hitsingle ins Hier und Jetzt, zu deren Aufnahme sein Freund Giorgio Moroder den jungen Michael Holm damals erst überreden musste. Auch hier ergänzen sich die Gesangsstimmen perfekt über dem verspielten Arrangement.

Das sehr viel ruhigere und umwerfend romantische „Baby, du bist nicht alleine“ mit der wunderbaren Michelle („Sie hat eine wunderbare Energie“) verspricht eine bewegende Reise ans „Ufer der Erinnerung“, und dass man für eine zeitlose Country-Ballade wie „Lucille“ einen „Großmeister mit einmaliger Stimme“ ans Mikrofon holt, der sich auch in Nashville auskennt, erklärt sich von selbst: So klingen Gabalier und Holm, unterwegs „zur Theke, um Whiskey zu holen“!

Zu den weiteren Gästen des „HOLM 80“-Albums zählen die junge Norwegerin Alexandra Rotan (von KEiiNO: „Sie ist so entzückend wie ihre Stimme“), mit der er eine elektrisierende Version des ’75er Top-5-Hits „Wart auf mich“ aufgenommen hat, sowie der gefeierte Flöten-Virtuose Andrea Griminelli, der unter anderem bereits mit einem Grammy und dem Prix de Paris ausgezeichnet wurde, weshalb ihn der 79-Jährige gar als „Weltmeister auf der Panflöte“ bezeichnet. Der brandneue „Condor“ (El Condor Pasa) kann dank dieser besonderen Art von Rückenwind in noch höhere Sphären abheben. Mit wie viel Augenzwinkern Michael Holm sein rundes Jubiläum zelebriert, unterstreicht die Wahl des letzten Albumgasts: „der wunderbare Ostfriesische“ – Otto Waalkes. Dessen „Dänen lügen nicht“ (statt „Tränen lügen nicht“) verpassen die beiden ein lässiges Update und berichten von prügelnden Skandinaviern und jenen Spiegeln, die auch ein Lied davon singen.

Während bei der Neuaufnahme des ikonischen „Tränen lügen nie“-Superhits (1974 u.a. #1 DE, #2 AT) die versammelten All Stars (sprich: sämtliche Gäste) für mehrstimmige Unterstützung sorgen, präsentiert Michael Holm im Verlauf des Albums neben der Leadsingle „Allein mit dir“ noch eine Reihe von weiteren Solo-Titeln, die allesamt zum Feiern gemacht sind: „Nachts scheint die Sonne“, das mit Samples erweiterte „Liebt euch!“, „Giorgio und ich“ (mit 110% Dancefloor-Garantie!) und schließlich das mit siedend heißen Sommerbeats daherkommende „Nur ein Kuss, Maddalena“, dessen Zeile „… es ist keine Sünde/im Sommer glücklich zu sein“ auch im Sommer 2023 unbedingt als sein Motto gelten darf.

Auf der erweiterten Deluxe-Edition präsentiert Michael Holm schließlich ein halbes Dutzend Bonustitel, für die er die größten Singleerfolge seiner Karriere noch einmal als zusätzliche Soloaufnahmen eingesungen hat – so klingen „Mendocino“, „(Musst du jetzt gerade gehen) Lucille“ & Co. ein halbes Jahrhundert später. Außerdem gibt’s auf der Bonus-Disc den Cusco-Hit „Montezuma“ zu hören, der ursprünglich im Jahr 1994 auf dem extrem erfolgreichen Album „Apurimac II“ erschienen war.

„Es ist ein besonderes Glück, dass ich die Produzenten Mathias Roska und Rüdiger Schramm kennenlernen durfte“, sagt Holm über die Entstehung des Longplayers. „Die beiden haben mir ein wunderbares Album geschenkt.“ Diese großen, unvergessenen Titel nun „in ganz neuem Gewand“ zu hören, wobei die „innere Botschaft“ so wunderbar erhalten wurde, freut den Sänger offensichtlich – genau wie die Veröffentlichung seiner Autobiografie „Rückkehr nach Mendocino“, deren Lektüre ihm die Ereignisse seines außergewöhnlichen Lebens „wieder direkt vor Augen geführt“ hätten, wie er sagt.

Auf die erste Bandgründung mit 15 folgten schon Anfang der 1960er die ersten Hits, bis der als Lothar Bernhard Walter geborene Musiker dann mit seinem musikalischen Trip ins kalifornische „Mendocino“ zugleich ein Ticket an die Chartspitze landete – denn keine Single verkaufte sich häufiger im Jahr der Mondlandung. 1974 war „Tränen lügen nicht“ wochenlang auf der #1, drei Jahre später „(Musst du jetzt gerade gehen) Lucille“, 1979 dann „El Lute“; Klassiker, die allesamt bis heute ähnlich unvergessen sind wie seine Hits für andere Künstlerinnen und Künstler – etwa für Rex Hildo, Howard Carpendale, Karel Gott, Peter Maffay und Mary Rose („Arizona Man“). Bezeichnend und absolut treffend ist nicht zuletzt sein Songtext zu Joy Flemings „Ein Lied kann eine Brücke sein“. Insgesamt konnte er allein zwischen 1962 und 1981 über zwanzig Mal die deutschen Singlecharts aufmischen.

Als musikalische Brücken zwischen den Jahrzehnten funktionieren auch die Neuinterpretationen des Jubiläumsalbums „HOLM 80“, mit dem der mehrfach Grammy-Nominierte (für das international erfolgreiche New Age-Projekt Cusco), der auch als Songwriter, Produzent und Verleger viel bewegt hat in der deutschsprachigen Musikwelt, in diesem Sommer seinen runden Geburtstag zelebriert.




Noch mehr