Heino wird 85 Jahre alt – doch nach einem rauschenden Fest ist dem Volksmusiker nicht zumute. Vor gut einem Monat starb Hannelore, die die meiste Zeit seines Lebens die Frau an seiner Seite war.
Der blonde Barde mit der dunklen Sonnenbrille ist seit Jahrzehnten das Gesicht der deutschen Volksmusik. Trotz mehr als
60 Berufsjahren ist Heino noch immer nicht im Ruhestand – im Gegenteil, er absolviert gerade eine Tournee. «Das hält ihn aufrecht, das hält ihn am Leben», sagt sein Manager Helmut Werner. Zwischen geplanten Auftritten in Graz (Österreich) und Bad Oeynhausen (NRW) wird Heino am Mittwoch (13.12.) 85 Jahre alt.
Mit seiner Limousine fährt er in diesen Tagen durch verschneite Landschaften, um seine berühmte Bariton-Stimme landauf, landab in Kirchen ertönen zu lassen. «Die Himmel rühmen» heißt die Tournee, die er unbedingt zu Ende bringen will. Sie war die Idee und das Lieblingsprojekt seiner Frau Hannelore, die am 8. November gestorben ist.
Entsprechend ist dem gebürtigen Düsseldorfer nicht nach Feiern zumute. «Ich werde im allerkleinsten Kreis meinen Geburtstag mit lieben Menschen verbringen und wünsche mir weiterhin viel Gesundheit», erklärt er.
Heino und Hannelore waren 44 Jahre lang verheiratet – und jahrzehntelang das Traumpaar der deutschen Volksmusik. Ihr zuliebe hatte er seinen Lebensmittelpunkt nach Jahrzehnten vom nordrhein-westfälischen Bad Münstereifel nach Kitzbühel verlegt, in ihr Haus mit Blick auf die Alpen. «Von 365 Tagen bin ich 364 mit Hannelore zusammen», hatte Heino vor ein paar Jahren gesagt.
In der «Bild»-Zeitung war zu lesen, dass er es nach dem Tod seiner geliebten Frau dort im Haus in Österreich nicht ausgehalten hat und er vorübergehend bei der Familie seines Managers Helmut Werner wohnt.
«Wir werden im nächsten Frühjahr alle zusammen in unser Kitzbüheler Haus ziehen, weil wir eine gewachsene Familie geworden sind. Allein könnte ich nicht in das Haus zurückgehen, da würde ich verrückt werden», sagte Heino der Zeitung.
Heino heißt eigentlich Heinz-Georg Kramm. Er wurde 1938 im Düsseldorfer Arbeiterstadtteil Oberbilk geboren und arbeitete zunächst als Bäckerlehrling, Schrottsortierer und Versicherungsvertreter. Bei einem Altbier in einem Düsseldorfer Brauhaus berichtete er von seiner Kindheit in der zerbombten Stadt, die sich ihm als großer Abenteuerspielplatz darbot.
1961 trat Heino bei bunten Abenden auf, Mitte der 60er wurde er vom legendären Produzenten Ralf Bendix entdeckt. Der steckte ihn in einen Rollkragenpullover und verbot ihm zu lächeln. Da aufgrund einer Überfunktion der Schilddrüse ein Auge hervortrat, trug Heino seit Anfang der 1970er Jahre eine schwarze Sonnenbrille.
Damit war die «Marke» Heino erschaffen, die zusammen mit Fleiß und Disziplin zur Grundlage seines Erfolgs wurde. Über 1200 Lieder hat er aufgenommen und rund 55 Millionen Solo-Alben verkauft. Mit 850 000 Platten nach wie vor unübertroffen: sein Debütalbum «Heino».
Ganz skandalfrei verlief seine Karriere dennoch nicht: Für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten und einstigen NS-Marinerichter Hans Filbinger (CDU) gab er 1977 alle drei Strophen des Deutschlandliedes. Das nahmen ihm viele übel.
Heino verteidigte die Platte auch noch Jahrzehnte später: Sie sei als Unterrichtsmaterial gedacht gewesen und er habe sich damals sogar noch bei Bundespräsident Walter Scheel rückversichert, ob er das machen könne.
Heino, nach eigener Aussage Sozialdemokrat, wurde dennoch in die rechte Ecke gestellt. Dabei will der Volksmusiker mit den Völkischen nichts zu tun haben. 2019 sprach er sich für ein AfD-Verbot aus.
2013 verblüffte er mit seinem Album «Mit freundlichen Grüßen». Heino coverte Die Ärzte, Peter Fox und Rammstein und posierte dabei als Rocker in Lederjacke. Damit schaffte er es auf Platz eins in den Charts.
Dass ihm in Düsseldorf ein «deutscher Liederabend» als «tümelnd» angekreidet wurde, ließ er 2021 nicht auf sich sitzen. Nach einem Machtwort des Oberbürgermeisters durfte Heino sein Konzert wie geplant bewerben.
In diesem Jahr enterte Heino ein weiteres Genre, das so gar nicht zur Kirchen-Tournee passen will: Unter dem unverdächtigen Titel «Lieder meiner Heimat» coverte er Mickie Krauses «Zehn nackte Friseusen», den Aufreger «Layla» und weitere Ballermann-Hits.