Vermutlich könnte Peter Maffay noch einige Jahre sein Musikerleben so wie in den vergangenen Dekaden fortsetzen: alle zwei, drei Jahre ein Album, alle zwei, drei Jahre eine – natürlich – ausverkaufte Stadion-Tournee. Die Rolling Stones, eine Band, für die er in den frühen 1980er Jahren als Anheizer spielte, könnten ihm als Beispiel dienen: Rockstar-Sein bis ins Greisenalter. Doch Maffay, der am 30. August seinen 75. Geburtstag feiert, hat andere Pläne.
Jedenfalls verkündete der Sänger seinen Fans im Juni beim Start seiner Abschiedstournee «Alles hat seine Zeit» in Rostock: «Ich fall‘ nicht um.» Und: «Ich sehe genügend Aufgaben, die mich erfüllen.» Daran dürfte auch niemand zweifeln.
Peter Maffay war in seiner mehr als 50-jährigen Karriere schon immer für eine Überraschung gut. Er experimentierte mit Worldmusic und Rap, er machte mit «Tabaluga» ein Märchen zum Hit. Und er gab in einigen Filmen (darunter «Der Joker» von Peter Patzak) eine gute Figur ab.
Seine musikalisch größte Leistung aber war, dass ihm Anfang der 1980er Jahre der Stilwechsel vom Schlagersänger (Hit «Du») zum Lederjacken tragenden Deutsch-Rocker gelang. Wenngleich nicht ohne Blessuren – wie die erwähnten Konzerte mit den Rolling Stones 1982 bewiesen: «Es flog so alles auf die Bühne – auch Eier. Es war ein Schock. Es war erniedrigend», erinnerte er sich kürzlich im Playboy-Podcast «After Hours» an den dunkelsten Karriere-Moment.
Jemand anderer hätte nach diesen traumatischen Bühnenerlebnissen wohl das Musiker-Handtuch geschmissen. Oder zumindest wieder unverfängliche Schlagersongs wie «Und es war Sommer» oder «Über sieben Brücken musst du gehen» geträllert. Nicht jedoch Maffay. «Das hat mich nur noch mehr angespornt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Von Erfolg zu Erfolg
Zum einen lässt das auf ausgeprägte Resilienz schließen, zum anderen auf eine an Sturheit grenzende Willensstärke. Gegenwind scheint den «Steppenwolf», wie ihn seine Fans nennen, jedenfalls zu beflügeln. Wie sonst ließe sich eine Karriere erklären, die ihm 20-Nummer-eins-Alben – er ist damit Deutschlands erfolgreichster Popmusiker –, zahllose Awards und Auszeichnungen, Millionen von Konzertbesuchern und über 50 Millionen verkaufte Tonträger einbrachte.
Neben seiner Musikkarriere engagiert sich der in Rumänien geborene, seit 1963 in Deutschland lebende Künstler für eine ganze Reihe von karitativen Projekten: Er ist in der Friedensbewegung aktiv, offizieller Botschafter für die «Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung». Er macht sich gegen Rassismus und für Toleranz stark und mit seiner von ihm gegründeten «Tabaluga Stiftung» engagiert er sich für sozial benachteiligte, traumatisierte oder schwerst erkrankte Kinder und Jugendliche.
Dass Maffay, seit 2022 mit der Lehrerin und Musikerin Hendrikje Balsmeyer verheiratet, ein Familienmensch ist, zeigt sich auch im Job: Seit fast 50 Jahren spielt er nahezu mit den gleichen Bandmusikern zusammen. Auf die Frage, ob er ein gütiges oder ein strenges Band-Oberhaupt sei, beschied er einmal der dpa: «Ich bin streng. Und störrisch. Demokratie funktioniert da nicht – und letztendlich ist es auch meine Birne, die auf dem Plakat ist.»
Sohn tritt in Vaters Rocker-Fußstapfen
Wenn sich Peter Maffay nun vom großen Konzert-Rummel verabschiedet, ist die Staffel-Übergabe längst eingeläutet. Sein 20-jähriger Sohn Yaris ist gerade dabei, in seine Fußstapfen zu treten. Bei der Farewell-Tour war er bereits Teil der Band und durfte seinen eigenen Song «Abenteuer» vortragen.
Von der Bildfläche verschwinden wird der Mann vom Starnberger See aber ohnehin nicht. Selbst wenn er jetzt sagt, dass er es nicht verpassen möchte, seine kleine Tochter aufwachsen zu sehen – die Musik wird ihn wohl nicht loslassen. Auch nicht mit 75.