Sein Beruf sei schon immer zugleich sein Hobby, betont der Musiker. Und: «Leute, die Briefmarken sammeln, hören ja auch nicht mit 80 damit auf.» Dieter «Maschine» Birr war jahrzehntelang Sänger der Puhdys, ist noch immer Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist. Er feiert am 18. März seinen 80. Geburtstag.
Seine musikalischen Pläne reichen schon bis ins Jahr 2025 hinein. «Ich mache weiter, solange es geht – und ich mich nicht schämen muss», sagt der agile Rocker, der deutlich jünger wirkt, kurz vor seinem Geburtstag.
Dabei hat er längst schon deutsche Rockgeschichte geschrieben – erst in der DDR und dann im wiedervereinigten Deutschland. «Alt wie ein Baum», «Hiroshima», «Wenn ein Mensch lebt» und viele mehr: Dutzende Hits sind von der unverwechselbaren Reibeisen-Stimme Birrs geprägt. Fast ein halbes Jahrhundert war «Maschine», gelernter Universalschleifer, die Stimme der Puhdys. Bis zum Fall der Mauer wurden diese zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt.
«Es herrschte eine Eiseskälte hinter der Bühne»
Nach einer kurzen Pause ging die Karriere der Band danach weiter – wieder mit vollen Konzerthallen. Völlig überraschend für die Fans gaben die Puhdys schließlich 2015 bekannt, dass es sie bald nicht mehr geben wird. In seiner aktuellen Autobiografie schildert der Frontmann ausführlich die Gründe. Kurz: Die anderen vier Musiker hätten hinter seinem Rücken ein komplettes Album produziert. «Als ich aus dem Urlaub kam, stand ich vor vollendeten Tatsachen.» Weil es aber noch bestehende Verträge gab, gingen die Puhdys noch auf Abschiedstour. Birr: «Es herrschte eine Eiseskälte hinter der Bühne.» Im Januar 2016 war dann endgültig Schluss.
Der Sänger war zu diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt. Kein Grund für ihn, sich vom Musikerdasein zu verabschieden. Der 1,90-Meter-Mann – Markenzeichen Lederjacke, Jeans, Gitarre und Sonnenbrille – veröffentlichte noch im gleichen Jahr sein erstes Solo-Album unter dem Künstlernamen «Maschine». Es heißt «Neubeginner». 2022 folgte das in der Corona-Zeit entstandene Album «Große Herzen».
Kurz nach seinem 80. Geburtstag erscheint nun am 27. März «Mein Weg». «Ursprünglich war die Idee, dass es ein Best-Of-Album werden soll – mit maximal drei neuen Titeln», berichtet Birr der dpa. «Ich wusste gar nicht, dass mir noch mehr einfällt. Dann waren auf einmal fünf neue Songs da.» Kompositionen und Texte stammen durchweg von ihm. Die anderen Titel auf dem Album sind Songs von «Maschine» aus früheren Jahren, in neuer Version. Auch auf der Bühne gibt es Birr weiterhin zu sehen – zum Beispiel als Akustik-Duo mit dem Silly-Gitarristen Uwe Hassbecker. Das Programm heißt «Maschine intim – Lieder für Generationen».
Mit Silly auf Kreuzfahrt
Sein Terminkalender ist aber noch deutlich voller: Er ist nach dem runden Geburtstag auf dem MDR-«Riverboat», in weiteren Talkshows und auf der Buchmesse zu Gast. Außerdem ist eine Autogrammstunden-Tour geplant. «Ausruhen ist nicht», sagt Birr. Auch auf einen besonderen Arbeitsurlaub freut er sich: Zusammen mit Silly ist der Sänger eine Woche auf einem Kreuzfahrtschiff in Norwegen und Dänemark unterwegs, gibt darauf ein Konzert. Auch für 2025 gebe es schon musikalische Pläne. Es sei «was Großes», aber noch nicht spruchreif.
Über sein aktuelles Leben sagt der Musiker: «Mir geht es richtig gut. Mental bin ich absolut mit mir im Reinen.» Was mit den Puhdys am Ende passiert sei, habe ihn sehr verletzt. «Aber Du musst ja irgendwann einen Schlussstrich ziehen.» In den vergangenen zwei Jahrzehnten musste Birr zudem mehrere gesundheitliche Tiefs überwinden. 2003 lag er wegen einer Borreliose-Infektion drei Wochen lang im Krankenhaus, wie er in seiner aktuellen Autobiografie schildert. Das komplette Gesicht sei gelähmt gewesen. Die Rückkehr auf die Bühne war schwierig. Die Ärzte rieten ihm, in Ruhe zu Kräften zu kommen. Aber: «Die Puhdys leben mehr oder weniger in erster Linie von ihren Tourneeeinnahmen», heißt es im Buch. Deshalb kehrte der Sänger schnell ans Mikrofon zurück.
Vor fünf Jahren hieß es erneut: Krankenhaus statt Bühne. Birr unterzog sich einer Tumor-OP. In einem Video auf seiner Facebook-Seite erklärte er, er verabschiede sich jetzt erst einmal für drei Wochen in die Reha – und danach gehe es weiter. «Darauf könnt ihr Euch verlassen.» Er hat Wort gehalten. Und woran liegt es, dass er mit fast 80 Jahren viel agiler wirkt als viele Altersgenossen? «Die Lebenseinstellung ist wichtig – dass Du zufrieden bist, die Ehe in Ordnung ist, das Verhältnis zu Kindern und Enkeln super», sagt der zweifache Vater und zweifache Großvater, der seit 45 Jahren mit seiner Sylvia verheiratet ist. «Und dass ich den Beruf ausübe, der schon immer mein Hobby ist.»