Als Kind sang sie davon, ihren Papa heiraten zu wollen, später wünschte sie sich einen Cowboy als Mann und sang im Duett mit Rex Gildo: Mit locker-leichten Schlagertexten hat sich Gitte Hænning in Deutschland unzählige Fans ersungen. Die blonde Dänin war Kinderstar und Schlagergröße, ehe sie ihre Anhänger mit Pop- und Jazzmusik, als Filmschauspielerin sowie auf Theater- und Musical-Bühnen von ihrer unheimlichen Vielseitigkeit überzeugte. «Gitte Hænning will alles und kann alles. Nur so gelingt es ihr seit Jahrzehnten, immer wieder das Publikum zu gewinnen», heißt es auf einer Fan-Webseite. Bereuen tue Gitte Haenning nichts, wie sie in einem Interview mit Schlager Radio gesteht. Heute ist sie 75 Jahre alt geworden.
Angefangen hat Gitte Hænnings lange Karriere, als sie mit acht Jahren auf der Bühne stand und auf Dänisch davon sang, ihren Papi heiraten zu wollen. Ihr Vater, der Liedermacher Otto Johansson, war dabei derjenige, der die Karriere der jungen Gitte früh vorantrieb. In Skandinavien wurde das Mädchen schlagartig berühmt, während der Durchbruch in Deutschland später vor allem mit einem anderen Song zusammenhing: Mit «Ich will ’nen Cowboy als Mann» gewann die damals 16-Jährige bei den Deutschen Schlagerfestspielen 1963 in Baden-Baden – und sang sich damit auch gleich an die Spitze der deutschen Charts.
Mit Rex Gildo bildete Hænning in den 60er Jahren das beliebteste Schlager-Duo des Landes. Die beiden sangen sich unter anderem mit «Vom Stadtpark die Laternen» in die Charts und die Herzen. Charmant fanden die Deutschen die Dänin dabei auch wegen ihres skandinavischen Akzents. Die deutsch-dänische Verbindung führte schließlich soweit, dass sie 1973 für Deutschland beim Eurovision Song Contest antrat. Mit «Junger Tag» wurde sie in Luxemburg Achte – eine Platzierung, von der viele deutsche ESC-Beiträge später nur träumen können.
In der Folgezeit bewies Gitte Hænning ihre Vielseitigkeit als Unterhaltungskünstlerin. Auch ihre alten Schlager erfand sie manchmal neu, etwa den besagten Cowboy-Klassiker. «Wie kann ich dieses Lied heute gestalten? Da nehme ich in Kauf – mit großem Risiko – manche Fans zu verlieren, um andere zu gewinnen», sagte sie dazu einmal in einem Interview.
Mitte Juli steht ein Konzert mit Musikern aus ihrer Heimat in Dänemark an, wenige Tage danach ist sie im Tipi am Kanzleramt mit ihrer deutschen Band zu Gast. Auch die Pandemie hat sie in Berlin erlebt. «In dieser fatalen Corona-Zeit, in der viel zu viele Menschen konkursgegangen sind, gehöre ich absurderweise zu denen, die diese Zeit mit dem Lesen von dicken Büchern genießen konnten», sagt sie. «Gegen höhere Gewalt sind wir Menschen doch machtlos.»