Allen derzeitigen Widrigkeiten zum Trotz plant Helene Fischer für nächstes Jahr eine Mega-Tournee. Die Leute brauchen das jetzt, so ihre Überzeugung. Und für alle Musiker, bei denen es gerade nicht so läuft, hat sie auch einen Rat.
Krieg, Inflation, Energiekrise – auch an Helene Fischer (38) geht das nicht spurlos vorbei. Aber sie verarbeitet es auf ihre Art: «Wenn ich mir Sorgen mache, wenn ich die „Tagesthemen“ gucke, wenn ich Zeitung lese und gewisse Dinge einfach auch für mich verarbeiten muss, dann habe ich dafür eben gewisse Songs gewählt wie zum Beispiel „Wann wachen wir auf“.» In dem 2021 veröffentlichten Lied heißt es unter anderem: «Wie könn’n wir uns nur so zerstör’n, nichts fühl’n und nichts hör’n: Was muss noch gescheh’n?»
Helene Fischer, Superstar des deutschen Schlagers, ist am Mittwoch nach Köln gekommen, um noch einmal für ihre große Konzerttournee im kommenden Jahr Reklame zu machen. In rotem Rollkragenpulli und schwarzer Lederhose sitzt sie auf einer Bühne in einem umgebauten Schwimmbad aus der Kaiserzeit und beantwortet aufgeräumt Fragen. Erkundigungen zu ihrem Privatleben darf man nicht einholen, das ist vorher klargestellt worden.
Fischer ist seit 2018 mit dem Akrobaten Thomas Seitel liiert und mittlerweile Mutter einer Tochter. Im vergangenen Jahr hatte sie in einem «Zeit»-Interview gesagt, dass sie versuche, ihr Privatleben rigoros abzuschirmen. Sie versicherte aber: «Erlebt man mich privat, fallen alle Superlative ab.» Etwas Ähnliches sagt sie jetzt auch wieder: «Natürlich bin ich nicht makellos. Ich bin wirklich superentspannt und eigentlich ganz normal.»
Alles andere als normal sind die Dimensionen, in denen sie ihre Auftritte plant. Die Tournee im kommenden Jahr umfasst 70 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stationen sind Bremen, Köln, Hamburg, Dortmund, Leipzig, Stuttgart, Oberhausen, Berlin, Mannheim, Hannover, Wien, Zürich, München und Frankfurt. Der Auftakt ist für den 21. März 2023 in Bremen geplant, das letzte Konzert dann am 8. Oktober 2023 in Frankfurt am Main.
Die Veranstaltungsbranche gehört zu den größten Leidtragenden der Corona-Krise, doch für Fischer scheint das nicht zu gelten. Man sei mit dem Vorverkauf sehr zufrieden, sagt eine Sprecherin. Was das Künstlerische anbelangt – da ist es so, dass Fischer erstmals mit dem kanadischen Artistik- und Theaterkunst-Unternehmen Cirque du Soleil kooperiert. Das bedeutet, dass man nicht einfach ein Konzert erwarten darf, sondern eine Show. Mit künstlerischer Tiefe, wie Helene Fischer betont. Da sollen Bilder kreiert werden, die man nicht mehr vergisst.
Und es wird einiges aufgefahren: 40 Musiker, Tänzer und Artisten, 75 weitere Beteiligte, sechs Tourbusse, 20 Sattelschlepper, 130 Paar Schuhe, ein Wasserbecken mit fünf Metern Durchmesser … es soll alles mega werden. Und Corona? «Irgendwann muss es auch wieder bergauf gehen», sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. «Ich würde mir schwer Sorgen machen, wenn wir nächstes Jahr im Frühjahr immer noch darüber diskutieren, ob Veranstaltungen möglich sind.»
Gerade in Zeiten wie diesen sei es für das Publikum am allerwichtigsten, einfach mal abzuschalten, den Alltag hinter sich zu lassen. «Natürlich ist mir bewusst, dass jede Familie zur Zeit aufs Geld schauen muss und dass man es sich nicht mehr erlauben kann, mehrere Konzerte im Monat zu besuchen», räumt sie im Gespräch mit der dpa ein. «Umso wichtiger ist es für mich, eine Show zu kreieren, aus der man bleibende wertvolle Erinnerungen mit nach Hause nimmt.»
Und die Anderen? Jene Musikerinnen und Musiker, die eben nicht Helene Fischer sind? Hat sie für die noch einen Rat? Es sei schwer, da aus ihrem Universum heraus einen Tipp zu geben, sagt sie. Aber: «Ich bin mir ziemlich sicher, eine Band die sich zusammengestellt hat, oder Künstler, die mit Passion musizieren und singen, die werden sich jetzt durch die Pandemie auch nicht aufhalten lassen.»
Natürlich sei es irgendwann bitter zu erkennen, dass das Publikum ein bisschen weniger werde. «Ich würde trotzdem an deren Stelle weitermachen. Das ist unsere Stimme, die Musik ist unsere Stimme, die Menschen brauchen Musik, die Menschen brauchen Unterhaltung. Ich glaube, wir würden wirklich alle eingehen wie so Pflänzchen, wenn wir das nicht hätten.» Und deshalb ist ihr Rat: «Einfach weitermachen!»