Mit dem Schlager „Erna kommt“ ist er berühmt geworden. Wolfgang Lippert feiert seinen 70. Geburtstag und hat noch viele Pläne.
Lippert ohne Mikrofon – das ist unvorstellbar. Dabei startete sein Berufsleben einst fern der Öffentlichkeit: Er ließ sich als Automechaniker ausbilden. Mit 26 Jahren absolvierte der Sohn eines Kapellmeisters eine Klavier- und Gesangsausbildung an der Musikschule Friedrichshain in Ost-Berlin. Seine Karriere begann 1983 gleich mit einem Hit: „Erna kommt“ vom Erfolgskomponisten Arndt Bause. Der Song wurde auch westlich der Mauer gecovert – von Hugo Egon Balder.
„Nach Erna ging’s immer nur aufwärts, und das sogar bis in die 90er hinein. Mir ging’s gut, ich verdiente viel Geld, und das bei einem lächerlichen Steuersatz von zwei Prozent, ich raste von Veranstaltung zu Veranstaltung – als moderierende Quasselstrippe mit Erna im Gepäck“, erklärt Lippi in seiner Biografie.
1984 bekam der Entertainer seine erste abendfüllende Show namens «Meine erste Show», kurz danach die Samstagabendshow „Glück muss man haben“. Auf seiner Homepage heißt es heute: „In der DDR war er in den Achtzigern so populär wie Thomas Gottschalk im Westen.“ Übertrieben ist das nicht.
Dann fiel die Mauer. Selbst danach hielt seine Glückssträhne an, während die meisten anderen DDR-Künstler lange kaum mehr wahrgenommen wurden. Vor 30 Jahren wurde Lippert Nachfolger des rund zwei Jahre älteren Thomas Gottschalk in der ZDF-Samstagabendshow „Wetten, dass..?“. Es war der Höhepunkt seiner Karriere. „Als ich am Vorabend auf der Straße stand vor der Halle in Bremerhaven …. Da bestand der ganze Lippert nur noch aus Angst“, schreibt er in seiner Biografie über den Start in diesen Showmaster-Job. Nach nur einem Jahr aber war 1993 wieder Schluss. Gottschalk kehrte zurück und übernahm seine alte Show wieder.
Danach hielt das Pech bei der Frohnatur Lippert an: Bei der „Goldmillion“-Familienshow etwa wurde ihm zwar ein „gelungener Einstand“ bescheinigt. Allerdings sanken die Zuschauerzahlen. Die Sendung wurde 1995 eingestellt. In den 90er Jahren gab es auch mehrere private Tiefschläge: Der Entertainer fiel auf Betrüger herein und musste Privatinsolvenz anmelden. Auch der Kauf eines Berliner Kiez-Kinos brachte ihm kein Glück. Und dann gelangte er noch mit einer im Baumarkt mitgenommenen unbezahlten Zange in die Boulevard-Blätter.
Doch dann fasste er wieder Fuß. Seit über 20 Jahren steht der passionierte Segler bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen als Balladen-Sänger auf der Bühne. Und wie geht es dem Entertainer kurz vor seinem 70. Geburtstag, im dritten Pandemie-Jahr? „Ich war inzwischen natürlich nicht pausenlos glücklich, weil einige Dinge passiert sind“, sagt er. So sei seine 101 Jahre alte Mutter gestorben. „Neben der Trauer sehe ich es als großes Glück, sie so lange gehabt zu haben. Ich bin der mit dem halbvollen Glas – das habe ich wohl von meiner immer optimistischen Mama.“
Mit Blick auf Corona sagt Lippert: „Für unsere Branche ist es großer Mist. Ich habe versucht, die Zeit zu nutzen.“ Zunächst für sein zweites Nachwende-Album. Der Titel: „Glücklich“. Glück war es auch, das seine MDR-Sendung „Damals war’s“ weiter produziert wurde, so der Moderator. In der Sendung wird je ein Jahr aus den vergangenen sechs Jahrzehnten gesucht – anhand der Hits jenes Jahres.
Für 2022 hat Lippert viele Pläne – als MDR-Moderator und als Sänger. Im MDR etwa starte am 27. Februar ein neues Format mit ihm: „Legenden Best Of“. Für das Frühjahr plant Lippi eine neue Single. Sobald es möglich ist, will er zudem mit seinem Wohnzimmer-Konzert auf Tournee gehen. Und er freut sich darauf, Inka Bause auf ihrer „Lebenslieder“-Tour zu begleiten. Die Sängerin hat sich dafür ihn und IC Falkenberg eingeladen. Alle drei hatten nach ihren Erfolgen in der DDR mit Rückschlägen zu kämpfen. Das Projekt mit Inka bedeute ihm viel, sagt Lippert. „Umso mehr ist es schade, dass wir unsere Tour nun schon zum zweiten Mal verschieben mussten. Wir werden wohl bis zur zweiten Jahreshälfte warten müssen.“